Es war schön und es war traurig, doch es war niemals ausgeglichen.

Die Stadt pulsierte vor Lebendigkeit.

Weinen, Lachen, Gesang, Schreie und Schüsse: alle Geräusche vermischten sich.

Ich sah ein Tumult. In meinen Ohren drang Chaos.

Ja, das Leben dort war ein Chaos.

Würde ich heute jemandem beichten, dass dieses Chaos jeden Tag für die Tränen in meinen Augen sorgt, würden sie mir eine Therapie empfehlen.

Selbst wenn diese Tränen bloss für ein paar Minuten in mir aufsteigen.

Doch diese Tränen sind Chaos gewidmet.

Ich tauche in die Erinnerungen ein und sie verschlingen mich.

Ich sehe Kinder, die um Essen betteln.

Ich sehe meine Familie mit unseren Nachbarn im Kreis tanzen.

Ich sehe viele verrotteten Gebäuden. Beim Betreten steigt mir der Gestank vom Urin in die Nase.

Ich sehe meine Urgrossmutter lachen und wie sie für uns Mais kocht.

Ich sehe meine Lehrerin und wie sie die ärmsten Kinder vor der Klasse demütigt.

Und ich sehe, wie mein Onkel mich umarmt und zu mir sagt, dass ich niemals vergessen soll, wie sehr ich hier geliebt werde.

Dann bin ich wieder hier.

In dieser ausgeglichenen, ruhigen Welt.

Ich lache wieder, aber etwas in mir trauert um das Chaos.

Die Stille hier hat den Sturm in mir beruhigt, doch trotzdem steigt es in mir auf.

Es gibt Tage, an denen ich viel lache, aber das Chaos besucht mich abends.

Dann höre ich mir seine Lieder an und trauere, dass ich ihn verlassen habe.

Diese Zeit gehört uns.

Es gehört mir und Chaos.

Hier bin ich in meinem ganzen Dasein.

Mit mir, Chaos und meinem typischen Namen.

Und es wird mir bewusst, dass Chaos und ich uns eigentlich niemals verlassen haben. 

Nino Gadelia

„Copyright und alle Rechte bei der Autorin“

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